Think before you like!

15/02/2012

Warum ich und Facebook nie große Freunde werden, habe ich in diesem Eintrag schon ausgeführt. Heute empfinde ich die Kritik an der Usability allerdings fast schon als Luxusproblem. Denn die Plattform ist nicht nur noch unübersichtlicher und userunfreundlicher, sondern auch in unserem Privat- und Berufsleben geradezu omnipräsent geworden. Doch inzwischen ist nicht mehr Facebook allein zu kritisieren. Das kuriose Verhalten vieler User fordert geradezu auf, auch die andere Seite zu hinterfragen. Unter anderem kann man auf webfail.de regelmäßig nachlesen, welche (privaten) Informationen die Leute regelmäßig posten. Zugegeben, es tummeln sich inzwischen viele Fakes in der Sammlung. Nichtsdestrotrotz findet man Gustostückerl aus der Facebook-Welt, die uns aufstoßen. Ob Leute mit ihrem Partner auf der Pinnwand Schluss machen (dazu sind große Worte gar nicht nötig, es reicht vollkommen, seinen Beziehungsstatus auf „Single“ zu ändern) oder sich über den Lehrer oder Chef auslassen, den man Tage zuvor geadded hat… Auf webfail findet man Beweise dafür, wie in unserer virtuellen Welt die Hemmschwelle nicht nur sinkt, sondern uns zunehmend die tatsächliche Wirkung unseres Handelns nicht bewusst ist.

Ich wage es hiermit, eine Hypothese aufzustellen: Je mehr wir Facebook benutzen, desto automatisierter sind unsere Aktionen, desto seltener hinterfragen wir unser Tun. Wir handeln, ohne groß vorher zu überlegen, was wir da jetzt eigentlich mit der Statusmeldung, mit dem Kommentar, mit dem Adden eines Arbeitskollegen oder mit dem Posten eines Partypics auslösen. Und noch weniger denken wir darüber nach, wenn wir den fiesen, kleinen „Like“-Button benutzen. Dass wir inzwischen alles liken, was uns ansatzweise gefällt oder betrifft, ist klar. Dass wir in Ermangelung eines „Dislike“-Buttons trotzdem auf „Like“ drücken und davon ausgehen, es wird verstanden, ist auch ein Gedanke. Denn wir denken nicht groß darüber nach, WAS wir eigentlich liken. Und wenn wir was „liken“, mögen wir das überhaupt? Stimmen wir dem zu, befürworten wir es, finden wir das tatsächlich gut?

Daher ist es mir unbegreiflich, dass im Falle einer tragischen Statusmeldung, sei es auch ein Todesfall einer Person öffentlichen Interesses, oder das Posten eines Links/Bildes/Videos ernsten oder traurigen Inhalts nach wie vor noch oft der Like-Button getätigt wird.

2 Antworten to “Think before you like!”

  1. Katharina Says:

    Einfach ausklinken! Ich hab auch vor kurzem die FB-App von meinem Handy gelöscht.. weil mich die langweiligen Statusmeldungen genervt haben.. Das meiste, was gepostet wird, interessiert mich nicht. Mal sehen ob ich überlebe! 😉 Aber im ernst.. für die Alltagskommunikation mit echten Freunden braucht man kein Facebook.

    • euphemistin Says:

      Darum geht es mir ja nicht, in der Hinsicht sind wir alle schon ziemlich schmerzbefreit. Neulich hat jemand einen Link gepostet, einem Nachruf eines österreichischen Künstlers und über 40 Leute haben diesen Link „geliked“ – ein Synonym für: toll dass der gestorben ist! Wenn man den Nachruf gelungen findet, kann man seine Meinung durchaus posten, wenn man den Tod des Künstlers bedauert, kann man das auch ausdrücken – obwohl die RIP Postings auch ein Streitpunkt sind – aber so etwas „gutzuheißen“ ist einfach bar jeder Vernunft!


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